Ein Schritt in die richtige Richtung – Das Konzept Förderkader beim FC Bayern

Die Probleme des Scoutings und viel zu früher Vereinswechsel wurden ja bereits vielfach diskutiert. Studien zeigen, dass vor allem bei Kindern unter 14 Jahren keine seriöse Einschätzung des Entwicklungspotentials möglich ist. Ein großer Teil aus selektierter Kinder leidet letztlich unter klinisch nachweisbaren psychischen Problemen. Vor allem dem Kleinfeldfußball in NLZ wird mit diesen wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen die vernünftige Grundlage entzogen (https://hartplatzhelden.de/nlz-dfb-talente/).
Der FC Bayern zieht nun aus den besagten Erkenntnissen erste Konsequenzen. Förderkader heißt das Zauberwort. Das bedeutet, dass der FC Bayern zukünftig keine eigenen Mannschaften der Altersstufen U7 bis U10 mehr haben wird. Spieler/innen dieser Altersstufen werden dennoch gescoutet und in den Förderkader eingeladen. Dies bedeutet, dass die Spieler/innen weiterhin bei ihrem Heimatverein trainieren und spielen und zusätzlich dazu noch ein Training im regionalen Förderkader des FC Bayern absolvieren. Damit erhoffen sich die verantwortlichen beim FC Bayern einen dennoch frühen Zugriff auf Talente der Region, ohne jedoch dabei die besagten negativen Nebeneffekte zu erzeugen. Der Umstand, dass dann auch keine Spiele mehr im Trikot des FC Bayern erfolgen, führt dazu, dass der Druck für den FC Bayern zu Siegen entfällt. Dafür kann mehr Energie in die Entwicklung der Spieler/innen gesteckt werden. Und es könnten auch talentierte retardierte Spieler/innen Berücksichtigung finden. Zudem garantiert der FC Bayern eine Mindestverweildauer im Förderkader von 6 Monaten.
Also alles super, oder?
Ich versuche mal die positiven, aber auch die kritischen Aspekte dieses Konzepts herauszuarbeiten:

Positiv:
1) Spieler/innen bleiben bis einschließlich der U10 im Stammverein. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler im Fall der negativen Selektion den Heimatverein verlässt, vermutlich deutlich sinkt.
2) Negative Effekte des frühen Wechsels, wie beispielsweise lange Fahrwege, der Verlust sozialer Kontakte, massiver Erfolgsdruck in Spielen entfallen bis zur U11
3) Spieler/innen können in jedem Fall von einem qualifizierten Zusatztraining profitieren.

Negativ:
1) Der Selektionsdruck bleibt grundsätzlich, da der Förderkader die Vorstufe zur U11 darstellt. Die garantierte Mindestverweildauer von 6 Monaten erscheint kurz für die Erkennung von Talenten, die in diesem Alter ohnehin sehr umstritten ist.
2) Die zusätzliche Trainingseinheit wochentags erschwert sonstige polysportive Aktivitäten.
3) Das Kontaktkonzept Trainer – Eltern/Spieler – Verein überzeugt nicht. Die offene Aufklärung der Eltern über Chancen und Wahrscheinlichkeiten erfolgt dabei zeitlich zu spät. Die Reihenfolge Verein – Trainer – Eltern/Spieler wäre wünschenswert.
4) Beim Vereinswechsel in der U11 bleibt der Stammverein bei etwaigen späteren Transferbeteiligungen ausgeschlossen. Dafür dürfte der Wechsel erst in der U12 erfolgen. Hier wäre der DFB gefordert nachzubessern, da in der U12 die Stützpunkttrainings starten.

Fazit: Das Konzept „Förderkader“ des FC Bayern ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht der Stein der Weisen. Viele der negativen Effekte des Kleinfeldscoutings werden unterbunden oder zumindest abgemildert. Dennoch bleiben Problemfelder, die es vor einer Entscheidung für oder gegen den Förderkader zu Bedenken gilt.

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