Vereinsbindung war gestern.
Im Raum München gab es im vergangenen Sommer mehrere kleine, aber sehr bemerkenswerte Schlagzeilen in der Amateurfußballszenerie.
Fall 1: VSST Günzlhofen. Eigentlich die Mutter des sogenannten Dorfvereins. Eigentlich weit genug weg von der Stadt München, um für Pendler spannend zu sein. Die Erste war stabil immer zwischen Kreisklasse und Kreisliga unterwegs. Dann kamen die Ambitionen. Meister Kreisklasse, Meister Kreisliga und Aufstieg in die Bezirksliga. Dort kam die Mannschaft unter die Räder. Abstieg. Und damit auch der Abgang einer kompletten Mannschaft. In dieser Saison tritt der Verein mit einer Mannschaft in der untersten Liga (C-Klasse) an.
Fall 2: SC Fürstenfeldbruck. Viele Jahrzehnte lang war die 1. Herrenmannschaft des Vereins ein Aushängeschild des gehobenen Amateurfußballs in Bayern. Daneben gehörten die Nachwuchsteams des Vereins immer den oberen Leistungsklassen an. Bereits vor der Coronaphase kriselte es in der Kreisstadt. Im Sommer dann der richtige Hammer. Rückzug aller Herrenteams der Vereins, d.h. es gibt in der laufenden Saison keinen Herrenfußball beim SC Fürstenfeldbruck.
Fall 3: SV Heimstetten. Der SV Heimstetten repräsentiert seit vielen Jahren den erfolgreichen gehobenen Amateurfußball in Raum München. Angesiedelt im Speckgürtel der Metropole, ausgestattet mit einer tollen Infrastruktur, schaffte es die erste Herrenmannschaft des Vereins, sich im Bereich Regionalliga/Oberliga zu etablieren. Dahinter gelang es auch, die zweite Mannschaft als Unterbau der Ersten zweitweise in die Bezirksliga zu hieven. Zuletzt trat das Team mehrere Saisonen in der Kreisliga an. Im Sommer erfolgte der Rückzug der zweiten Herrenmannschaft wegen Spielermangels. Die Jugend des Vereins spielt auf hohem regionalen Niveau.
Drei Fälle. Jeder für sich stellt eine eigene Geschichte dar. Doch alle verbindet ein großes Thema. Die geringe oder gar überhaupt nicht vorhandene Identifizierung von Spielern mit den eigenen Verein.
Warum gelingt es den Vereinen nicht mehr eine Bindung der eigenen Spieler zu erreichen, die über die Ligenzugehörigkeit hinaus geht? Im Grunde bringt fast jeder Abstieg einen Exodus der Spieler mit sich. Oftmals unabhängig von der Liga. Manches Mal führt auch der Nichtaufstieg eines Teams zum Abgang. In unserem Verein hat im Sommer ein komplettes U 17 Team den verpassten Aufstieg in die Bezirksoberliga kompensiert, in dem es komplett inklusive Trainer zu einem Verein gewechselt ist, in dem Bezirksoberliga gespielt wird. Dabei handelte es sich um mehrere Spieler, die bereits 10 oder mehr Jahre im Verein aktiv waren. Aus meiner persönlichen Perspektive ein undenkbarer Vorgang. Klar, ich bin seit fast 50 Jahren im gleichen Verein.
Es ist aber zu einfach, gesellschaftliche Metathemen als Begründung zu wählen. Es hat sich da einiges verschoben im Fußball. Persönliche Ambition schlägt Loyalität. Leider auch bereits im Jugendfußball. Wenn wir hier keine Lösungen finden, wird sich die Frustration an der Basis weiter verstärken.