Schlussphasenfreud versus Schlussphasenleid

Da ist sie also wieder einmal. Die Schlussphase der Saison, neudeutsch auch Crunchtime genannt.
Einzelne Spiele werden plötzlich zur Schicksalsfrage. Jeder Punkt zählt, wenn es um Auf- oder Abstieg geht. In den betroffenen Teams geht es rund. Da werden schnell noch Trainer getauscht oder Spieler geholt. Es ist die intensivste Phase der Saison. Wenn es noch unklar ist, wohin es geht. Auch wenn es im Amateurfußball normalerweise weder um ligenabhängige Sponsorengelder oder TV-Gelder geht. Jeder möchte gerne Auf- und niemand möchte Absteigen. Logisch.

Aber letztlich sind von diesem Druck in der Regel nur wenige Teams betroffen. Manche stehen bereits als Auf- oder Absteiger fest. Andere stehen im sogenannten Niemandsland der Tabelle. Dort im Niemandsland geht es am Ende nur noch um die Zahl vor dem Teamnamen in der Abschlusstabelle. Wirklich entschieden wird jetzt nichts mehr. Stellt sich die Frage wie man mit der frühzeitigen Erreichung des Klassenerhalts umgehen kann.

Aus Spielersicht kann ich nur sagen, dass ich diese Spiele im Grunde immer genossen habe. Ohne Druck das Spiel erleben. Das geht ohnehin selten. Aus Trainersicht habe ich diese Spieler aber auch immer genossen. Spiele mit Wettbewerbscharakter in denen man mal was ausprobieren kann, in denen plötzlich das Spiel und nicht das Ergebnis im Vordergrund steht, sind auch für den ambitionierten Jugendtrainer eine wunderbare Angelegenheit.

Das Problem: Trifft man in einer solchen Situation auf Teams, für die es um alles geht, wird es kompliziert.
Ist es unsportlich, sich personell bereits auf die Folgesaison vorzubereiten, und die Aufstellung entsprechend anzupassen?
Ist es unsportlich, neue taktische Abläufe im Wettkampfformat zu testen?

Es ist schwierig zu beantworten. Denn es ist selbstverständlich, dass man von gesicherten Teams vollen Einsatz bis zum Ende erwartet, wenn es um die eigenen Ziele geht. Andererseits ist es auch legitim, eine gesicherte Position sinnvoll für die eigene Entwicklung zu nutzen. Lösung gibt es da aus meiner Sicht keine. Vielleicht gehört aber auch das zur Faszination, den der Fußball auf uns alle ausübt.

Kommentar hinzufügen