Rettet das Herz des Spiels
Es gibt mehrere Faktoren, welche als Basis für ein Fußballspiel vorhanden sein müssen. Tore, ein Ball, Spieler und eine unparteiische Spielleitung, die strittige Spielsituationen bewertet und entscheidet. Bei den Kleinsten gibt es bereits die Fairplayliga, in der die Spieler selber die Entscheidungen aushandeln müssen. Aber spätestens ab der U10 stößt dieses Prinzip an seine Grenzen. Ohne Schiedsrichter/in geht es nicht.
(Im Weiteren bleibe ich der Lesbarkeit zuliebe bei der Bezeichnung Schiedsrichter)
Aber was muten wir den Schiedsrichtern an den Wochenenden auf den Amateurfußballplätzen zu? Beschimpfungen, Pöbeleien oder gar Handgreiflichkeiten von Spielereltern, anderen Zuschauern und auch von den Spielern selbst. Schon den Nachwuchskickern wird das „Feindbild Schiedsrichter“ häufig durch Trainer oder Väter nahegebracht. Der Schiedsrichter ist schuld. An Niederlagen, an Gegentoren. Oftmals reicht schon eine Fehleinschätzung bei der Beurteilung eines Einwurfs, um die Gemüter hochkochen zu lassen. Dabei ist es gerade für den Schiedsrichter in der Jugend und in unteren Ligen, die als Einzelkämpfer ohne Assistenten agieren, schlichtweg unmöglich viele Situationen richtig einzuschätzen, denn er hat nur die eine eigene Perspektive. 50 cm Abseits, die freche Schwalbe im Sechzehner, das versteckte Foul hinter dem Rücken – oftmals einfach nicht zu sehen.
Fehlentscheidungen also als fixer Bestandteil des Spiels, die allzu oft als vorsätzlich falsche Entscheidung eingeordnet werden und zu entsprechend emotionalen Ausbrüchen führen.
Was muss also passieren, damit wir nicht nur den Schwund an Schiedsrichtern bremsen, sondern am Ende auch noch neue Unparteiische dazu gewinnen? Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Als unabdingbarer Bestandteil des Spiels muss der Schiedsrichter maximalen Respekt genießen. Meckern. Motzen und Drohen muss unmittelbar bestraft werden. Warum nicht den Ort des Freistoßes um 5 Meter nach vorne verlagern, wenn gemotzt wird? Oder Zeitstrafen ermöglichen, um das Gemüt wieder abzukühlen? Die Schiedsrichter brauchen mehr Mittel, um die Unart des permanenten Meckerns angemessen ahnden zu können. Der Schiedsrichter muss den Respekt und Schutz aller Beteiligten genießen. Auch Pöbeleien von außen müssen sanktioniert werden. Platzverweise für Zuschauer? Warum eigentlich nicht? Aber nur Sanktionieren ändert nichts. Wir brauchen eine Respektsrevolution für Schiedsrichter. Er ist der wichtigste Mann am Platz, das Herz des Spiels. Und das ist, was alle Verantwortlichen transportieren müssen. An Aktive, Funktionäre, Trainer, Zuschauer.
Denn ohne Schiedsrichter gibt es kein Fußballspiel mehr.
Andreas
Vielen Dank für die Ausführungen. Es geht eigentlich nur noch über Null-Toleranz. Das habe ich mir für die nächsten Spiele vorgenommen. Ich werde wahrscheinlich alleine dastehen. Nachdem ich am Wochenende einen Spielabbruch inklusive Rudelbildung live erlebt habe, halte ich das für erforderlich. Beim Basketball, Handball und anderen Sportarten funktioniert es hervorragend. Ich habe mir heute nochmal das Regelwerk genau angesehen und sehe Probleme für meine Vorgehensweise.
Michael Franke
Lieber Andreas,
Danke für Deine Einschätzung. Klar kannst Du als Schiri Deine Linie ansagen und umsetzen. Dennoch wäre dies einfacher, wenn es das Regelwerk auch thematisieren würde. Also klare Pflichtsanktionen für „Meckern“oder übermäßiges Gestikulieren z.B. Da sind die Verbände gefragt!
Viele Grüße
Michi