
Kann Teamsport die Gesellschaft retten?
Unsere Gesellschaft liebt Sieger.
Der Schnellste, die Schlaueste, der Erfolgreichste, das größte Auto und das teuerste Handy. Das ist unser gesellschaftliches Ideal.
Werte wie Solidarität, Nächstenliebe und Gemeinschaftssinn wirken wie Relikte aus längst vergangenen Notzeiten. Ehrenamt und freiwillige Arbeit für Mitmenschen wirkt auf viele Menschen befremdlich. Dabei ist genau dies die Wurzel des menschlichen Seins. Gemeinsam in heterogenen Gruppen können Menschen im Grunde alles schaffen. Ehrenamtlich engagierte Menschen betreuen pflegebedürftige Menschen, oder auch Kinder in Vereinen, zeigen gesellschaftliches Engagement. Bewundert wird aber der Egoist, der sich mit Ellenbogen weit nach oben gekämpft hat.
Eine Entwicklung, die mittelfristig sehr negativen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben wird. Die Gesellschaft verliert den menschlichen Markenkern, der die Eroberung unseres Planeten erst ermöglicht hat.
Wo kann man besser gegensteuern, als in den Sportvereinen? Vor allem im Teamsport liegt wohl die Wurzel zu einer besseren, solidarischeren Welt.
Im Mannschaftssport zählt der gemeinsame Erfolg. Oder auch die gemeinsam erlebte Niederlage. Es zählt der Respekt für den eigenen Mitspieler, aber auch für das andere Team. Und es zählt die Leistung und das Verhalten auf dem Spielfeld. Unabhängig von der sozialen Herkunft, unabhängig von der Hautfarbe und auch unabhängig von der Sprache. All dies spielt beim gemeinsamen Sport treiben keine Rolle.
Gerade jetzt steht unsere Gesellschaft vor einer gewaltigen Integrationsherausforderung. Unsere Sozialsysteme (Rente & Gesundheit) brauchen dringend zusätzliche Beitragszahler, um den Kollaps zu vermeiden. Statistisch gesehen braucht unser Land jährlich durchschnittlich 500.000 zusätzliche Beitragszahler (Link zur Statistik), um die Systeme stabil zu halten. Zuzug von außen ist also unabdingbar. Und damit auch die gesellschaftliche Integration.
Im Teamsport benötigt man keine Integrationsprogramme. Hier wird Integration seit jeher gelebt, vor allem in den Ballungsräumen, die immer schon Schmelztiegel für Menschen verschiedenster Herkunft waren. Hier passiert’s also. Gelebte Integration und auch Prävention. Und ganz nebenbei werden die Menschen dabei auch noch gesünder.
Die Politik wäre daher gut beraten, vor allem die Infrastruktur der Vereine bereits jetzt so anzupassen, dass alle Menschen, die Teamsport betreiben möchten, dies auch können.
Dabei ist es gerade in dicht besiedelten Kernbereichen der Ballungsräume bereits heute so, dass nicht alle Kinder, die gerne Teamsport im Verein machen möchten, dort auch einen Platz finden. Die Kapazitäten sind vielerorts erschöpft. Im Grunde ein Skandal, und eine Katastrophe, wenn man sich vor Augen führt, welche Chance hier liegen gelassen wird. Und ein Desaster, wenn man berücksichtigt, dass sich gerade in diesen Räumen das Wachstum weiter beschleunigt. Hier benötigen wir schlüssige Gesamtkonzepte – im Wohnungsbau, wie auch im Ausbau der Sportinfrastruktur.
Wenn die Voraussetzungen stimmen, dann kann vor allem der Teamsport der Schlüssel für eine bessere, zukunftsfähige Gesellschaft sein, in der das Miteinander zählt.