Jugendausbildungskonzepte – Möglichkeiten und Grenzen der Realisierung

1. Grundlagen

Konzeptionelle Ausbildung im Jugendfußball ist längst keine Domäne der „großen“ Vereine mehr. Zahlreiche Amateurklubs arbeiten inzwischen mit Ausbildungskonzepten. Zielsetzung: Gut ausgebildete Spieler für den Herrenbereich zu bekommen und gleichzeitig durch Qualität in der Jugendarbeit die Drop-out Quote von Junioren zu reduzieren.
Leider ist aber häufig festzustellen, dass gute Ideen und Vorsätze in der Realisierung scheitern. Von vielen Konzepten bleibt zuletzt das geschriebene Wort. Warum ist dies so?

Drei Parteien sind entscheidend für das Gelingen eines Ausbildungskonzepts.
Zuerst sind die Vereinsverantwortlichen gefordert, ein erarbeitetes Konzept klar und verständlich zu dokumentieren und zu kommunizieren. Und im Anschluss in der Umsetzungsphase auch zu kontrollieren. Dies kann nur gelingen, wenn das Konzept klar verständliche und transparente Abläufe definiert.
Wichtig ist aber auch, dass die Trainer motiviert in dieses Projekt gehen. Daher ist zu empfehlen, die Trainer bereits in der Konzeptionsphase einzubeziehen.
Und nicht zuletzt ist es entscheidend, den Eltern die Konzeption und die daraus erwachsenden Konsequenzen nahe zu bringen. Den Eltern muss klar sein, was sie erwartet, um spätere Diskussionen auszuschließen.
Und die Spieler? Die Spieler werden umsetzen, was der Trainer vorgibt. Sie sind die Hauptpersonen im Thema, haben aber auf die Umsetzung einer konzeptionellen Ausbildung keinen Einfluss.

2. Grenzen von Ausbildungskonzepten

a) Spieler: Nachdem die Spieler keinerlei Einfluss auf die Umsetzung eines Ausbildungskonzepts haben, stellen sie auch niemals den limitierenden Faktor in der Umsetzung dar.

b) Vereinsverantwortliche: Zum einen muss ein Konzept von den Rahmendaten her (z.B. Zeitaufwand, vorhandene Flächen, Spielerzahl usw…) realisierbar sein. Zum anderen ist eine Kontrolle der Umsetzung und der Zielerreichung zwingend umzusetzen, um den entsprechenden Handlungsrahmen für die Trainer zu setzen. Um ein Ausbildungsprojekt zu begleiten und um die Erreichung von Jahrgangszielen zu kontrollieren, ist enormes fachliches Know How an diesen übergeordneten Positionen unabdingbar. Fehlen die entsprechenden Kompetenzen, wird ein Konzept zwingend scheitern.

c) Trainer: Trainer müssen verstehen, dass die Ausbildung immer ein langfristiges Projekt in verschiedenen Stufen darstellt, und dass sie ein entscheidendes Glied in der Gesamtausbildung der Spieler bilden. Der Erfolg der Ausbildung bemisst sich nicht am kurzfristigen Erfolg eines Spieljahres. Dabei sehen sich Trainern verschiedensten Einflüssen ausgeliefert. Die Eltern wollen primär eines: Erfolgserlebnisse für ihre Kinder. Auch die Spieler werden dem kurzfristigen Erfolg immer den Vorzug geben. Und nicht zuletzt füttern Siege auch das Ego der Trainer selbst.

Das Thema am Beispiel Spieleröffnung durch den Torwart

Am deutlichsten zeigen sich die Grenzen beim Thema Spieleröffnung durch den Torwart. Um viele Ballkontakte zu haben und Kontrolle im Spielaufbau bei entsprechenden Laufwegen zu erlernen, wird ein Kernbereich jeder Ausbildungskonzeption der kurze Abwurf oder das kurze Zuspiel der Torhüter im Spielaufbau sein. Vor allem im Kleinfeldbereich wird aber der lange Torwartabschlag Ballverluste vermeiden und schneller zum eigenen Torabschluss führen. Ergebnisorientierte Trainer, Spieler und Eltern werden also den weiten Torwartabschlag bevorzugen, während ausbildungsorientierte Trainer den kontrollierten Spielaufbau pflegen müssen, auch wenn dadurch Spiele verloren gehen. Dies umzusetzen bedarf gefestigter, zielorientierter Persönlichkeiten im Verein, im Team, bei den Eltern und bei den Trainern. Diesen Konflikt kann der Trainer nur durch klare Kommunikation der Ausbildungsziele lösen.

Fazit:
Eine konzeptionelle Ausbildung ist im Juniorenfußball durchaus auch in kleineren Vereinen umsetzbar. Die Konzepte müssen aber den Gegebenheiten in den Vereinen (Infrastruktur, Personalstruktur) angepasst sein. Vor allem wird es aber darauf ankommen, dass die Projektleitung innerhalb des Vereins kompetent und Durchsetzungsstark agiert. Dies ist letztlich der Schlüssel zum Erfolg eines Jugendausbildungskonzepts.
Um spätere Diskussionen zu vermeiden und um vom Beginn weg eine fokussierte Konzeptumsetzung zu sichern, sollten sowohl Spielereltern, als auch die handelnden Trainer schriftlich bestätigen, dass Sie das Konzept des Vereins akzeptieren und umsetzen.

Habt ihr schon Erfahrungen zu Thema? Wie beurteilt ihr den Sinn von Ausbildungskonzepten im Jugendfußball – auch im unteren Leistungsbereich? Ich freue mich auf eure Diskussion!

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