„Ihr seid doch alles Söldner!“

Endlich – da ist sie wieder. Die ewige und so beliebte Söldnerdebatte im Profifußball. Läuft es schlecht, hat die Mannschaft keine innere Bindung, wirkt Sie auf dem Platz wie ein zusammengewürfelter Haufen, dann kommt der Schrei: Alles Söldner…
Wie ist das jetzt? Was ist eigentlich ein Söldner im Sinn dieser Kritiker. Vermutlich ein Mensch, der für seinen Dienstherrn gegen vernünftige Bezahlung seine Arbeitsleistung anbietet, ohne sich dabei emotional an seinen Dienstherrn zu binden. Hmmm…. Wenn man da drüber nachdenkt, betrifft dies vermutlich mittlerweile den Großteil aller Arbeitnehmer. Alles Söldner! Oder Profis. Im Kern der Betrachtung bedingt sich das gegenseitig.

Diese Beschimpfung passt schlichtweg nicht zum Profifußball, wo Trainer, Spieler aber inzwischen auch Funktionäre logischerweise eben dorthin wechseln, wo die Schecks am Größten sind. Menschlich nachvollziehbar und bei nüchterner Betrachtung fast zwingend. Dabei geht es gerade im professionellen Fußball nur mehr zweitrangig um den Sport. Es geht darum so gut zu unterhalten, dass die mediale Präsenz möglichst hohe Zuwendungen aus der Wirtschaft ermöglicht. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder Spieler agiert in diesem System, gesteuert oder zumindest gelenkt durch seinen Berater, als selbständiger Unternehmer mit dem Ziel, den eigenen Nutzen zu optimieren. Alles andere würde jeder neutrale Betrachter der Szenerie auch als unvernünftig ansehen.

Natürlich wecken Spieler, die nach erzielten Toren das Vereinswappen auf der Brust küssen Assoziationen der Vereinsliebe und Treue. Aber wenn exakt dieser Spieler zwei Wochen später seinen Wechsel bekannt gibt, ist klar, was Sache ist. Emotionalität und Leidenschaft sind die Attribute, die Menschen ins Stadion ziehen und millionenschwere Sponsorenverträge ermöglichen. Aber echte Emotionalität im Sinn sozialromantischer Fußballanhänger ist in Bundesligaarenen ein künstlich am Leben erhaltenes Gut, welches wohl in den letzten Zügen liegt. Bleibt die Hoffnung, dass es zumindest gelingt, die Fußball-Leidenschaft im Amateurbereich zu retten.

So bleibt letztlich die Erkenntnis, dass Profiteams, die auf dem Platz nicht funktionieren, immer die Konsequenz einer verfehlten Kaderzusammenstellung sind. Dabei spielen eben nicht nur sportliche Fähigkeiten eine große Rolle, sondern noch wesentlich mehr die Charaktere der Spieler. Die Spieler sind die falschen Adressaten, wenn es um Kritik an Abläufen auf dem Platz geht.

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