Der Platzwart – eine Kultfigur im Wandel der Zeit
Jeder langjährige Kicker kennt ihn noch. Zumindest aus den Anekdoten der Alten. Den Platzwart der alten Schule. Platzwarte hatten Macht.
Welche Kabine bekommen wir?
Welcher Platz darf bespielt werden, welcher ist gesperrt?
Ist der Rasen gemäht?
Ist die Dusche heute wieder mal warm?
Für all diese Fragen gab es einen Entscheider. Den Platzwart! Ich bleibe hier bewusst bei der männlichen Form. Denn weibliche Platzwarte gab es einfach nicht.
Die Platzwarte waren damals: Echte Tausendsassas. Sie mähten den Platz und lockerten die rote Erde. Sie reinigten Kabinen und Duschen. Sie markierten den Platz und steckten zur Krönung die Eckfahnen rein. Sie leerten Abfalleimer, reparierten die Gastherme der Dusche und dienten als Ansprechpartner für die Vereine. Vielfältiger ging es kaum. Dass die Platzwarte auf den großen kommunalen Sportanlagen auch kleine Wohnhäuser hatten, verstand sich. Es war vor allem zu Zeiten des Spielbetriebs ein echter Rund-um-die-Uhr-Job. Der Mann war beschäftigt. So war das.
Irgendwann, schleichend, wurde alles anders. Nach und nach verwandelte sich der Tausendsassa zum telefonierenden Manager. Seine direkten Aufgaben wurden immer weniger. Arbeitssicherheit, Gewährleistungsrecht, Arbeitszeitgesetz usw. führten dazu, dass die Platzwarte auf den großen kommunalen Sportanlagen mittlerweile für jede Arbeit Dienstleister beauftragen und die Umsetzung der erteilten Aufträge überwachen. Diese Umverteilung der vielfältigen Tätigkeiten führte zwangsläufig zu einer Explosion der Kosten. Die Personal- und Wohnkosten blieben. Die Rechnungen der Dienstleister kommen hinzu. Die Platzwarte beschränken sich zunehmend auf die Öffnung uns Schließung der Anlagen und auf die Anwesenheit als solche. Dieses Effizienzdilemma ist nun der Stadt München aufgefallen. Denn eigentlich liegt es nahe, den nutzenden Vereinen die verbliebenen Aufgaben der Platzwarte zu übertragen. Unglücklicherweise wurde dieser Vorstoß aber mitten in die bisher größte Krise des Ehrenamts gelegt. Die Vereine bekommen die ureigensten Aufgaben kaum mehr mit Ehrenamt belegt. Wie sollen diese Arbeiten dann noch „on top“ übernommen werden?
Vielleicht ist das aber auch der richtige Zeitpunkt umzudenken. Warum sollte ein Facilitymanager eigentlich nur eine Anlage betreuen und nicht gleich mehrere? Warum soll das ehrenamtlich gemacht werden, wenn es eben nicht mehr geht? Warum fährt die Kommune eine Friss-oder-stirb-Kommunikation, anstatt mit den Vereinen die Optionen vorab zu klären und Lösungen zu erarbeiten?
Den Platzwart der alten Schule braucht keiner mehr. Die zuverlässige Wartung und Pflege von Plätzen und Anlagen brauchen wir aber alle. Jetzt ist die Kreativität gefordert. Nicht nur beim Thema Platzwart!